Streuobstwiese - neu anlegen und pflanzen


Streuobstwiesen gehören seit Hunderten von Jahren zu unserem Kultur- und Landschaftsbild. Wer deswegen glaubt, es gibt den einen richtigen Weg eine Streuobstwiese anzulegen, zu pflanzen oder pflegen wird schnell eines besseren belehrt. Tatsächlich beeinflussen viele kleine Faktoren das Mikroklima der Wiese. Das führt zu der wunderbar unvollkommenen Erkenntnis, dass erst derjenige seine Streuobstwiese versteht, der mitten drin ist. In Ihrer Wildheit bildet sie einen willkommenen Gegenspieler zur Planbarkeit des Alltags. Über die Jahreszeiten hinweg wird sich eine ganz eigene Wechselbeziehung zwischen Natur und Streuobstwiese einstellen. Jede Streuobstwiese ist individuell und wächst gemeinsam mit ihrem Besitzer. Trotz aller Individualität haben sich einige Praktiken bei der Anlage einer neuen Wiese bewährt.

  1. Streuobstwiese - Standortwahl
    Wird die Obstwiese zur Vermarktung von regionalem Tafelobst angelegt, ist dies bis auf eine Höhe von 700m möglich. Möchten Sie vor allem Saft herstellen oder das Obst zum Brennen verwenden, sind Lagen bis zu 900m geeignet. Hier eignen sich vor allem robuste Apfelbäume, Kirschbäume und Brennzwetschen. Ist es nicht wichtig, den maximalen Ertrag zu ernten, können Sie in diesen Höhen auch Tafelobst anpflanzen. Am besten geeignet sind leicht abfallende Hänge in einer Süd-, oder Südwestlage. Tendenziell gilt, je tiefer eine Streobstwiese angelegt wird, desto weniger wichtig ist die Ausrichtung der Fläche.
  2. Streuobstwiese - Bodenvorbereitung
    Aufgrund der hohen Preise für Land ist es aktuell schwierig die von den Bodenverhältnissen ideale Fläche zu erhalten. Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft denken Streuobstwiesenbesitzer aber nicht in Anbaurhythmen von einem Jahr, oder weniger, sondern langfristig. Durch diese langfristige Perspektive ist es möglich, Humus aufzubauen. Tendenziell wird durch das Pflanzen von Hochstamm-Obstbäumen der Boden verbessert. Streuobstwiesenbesitzer können deshalb CO2 Zertifikate beantragen und diese gewinnbringend weiterverkaufen. Bevor Sie Ihre Obstbäume pflanzen, kann es sich lohnen, Leguminosen auszusähen. Diese durchwurzeln den Boden tiefgründig und binden Stickstoff auf natürliche Weise. Ebenfalls geeignet sind Bienenweiden (phacelia). Unabhängig, ob Sie diese pflanzen oder nicht, empfehlen wir die Wiese vor der Pflanzung abzuschlegeln, oder mähen.
  3. Streuobstwiese - Unterlagen
    Obstbaum Ihre Bäume werden auf extensiv bewirtschaftete Flächen gepflanzt. Auf diesen herrscht neine höhere ökologische Konkurrenz als in einem normalen Hausgarten. Vor allem in den ersten Jahren konkurriert der Baum mit anderen Pflanzen um Wasser und Nährstoffe. Aus diesem Grund wählt man Obstbäume auf einer robusten Sämlingsunterlage. Wir benutzen folgende Unterlagen bei der Veredelung von starkwachsenden Hochstämmen und Halbstämmen:
    • Apfelbaum auf der Unterlage Bittenfelder Sämling
    • Birnbaum auf der Unterlage Kirchensaller Mostbirne
    • Kirschbaum auf Prunus avium
    • Pflaumen- und Zwetschgenbaum auf Brompton
  4. Streuobstwiese - Pflanzung und Anlage
    Der Abstand von Baum zu Baum sollte mindestens zwölf Meter betragen. Zwischen den Reihen empfiehlt es sich den Abstand auf 14m zu vergrößern. Es kann dann mit Maschinen einfacher zwischen den Reihen durchgefahren werden. Das bedeutet, dass Sie ca. 100 Bäume auf einem Hektar Streuobstwiese pflanzen. Beim Pflanzen selbst empfehlen wir möglichst kleine Löcher von 30x30x30cm auszuheben. Hierdurch verwurzelt sich der Obstbaum schneller in seiner neuen Umgebung. In den ersten Jahren hemmt dies sein Wachstum. Mit einem festen Wurzelwerk als Basis entwickelt er sich dann um so schneller. Bei der Pflanzung empfehlen wir, unverzinkten Wühlmausdraht, sowie Pfähle zu verwenden.
  5. Streuobstwiese - Pflege und Bewässerung in den ersten Jahren
    Stellen Sie die Bäume vor dem Pflanzen für eine Nacht in Wasser. Sie können sich so noch einmal voll saugen. Nach dem Pflanzen ist es wichtig, die Bäume kräftig anzugießen, gerne mit 30 Litern Wasser pro Baum. Nach fünf Tagen können Sie die Bäume erneut mit 15 Litern Wasser angießen. Danach ist es nur in wirklich heißen und trockenen Sommern nötig zu gießen. Es genügt jede Woche 5 Liter pro Baum zu gießen. Jeder Obstbaum wird vor dem Pflanzen geschnitten. Ein erneuter Schnitt ist dann erst nach zwei Jahren notwendig. Kirschbäume und Walnussbäume sollten im Sommer geschnitten werden. Alle anderen Obstbäume werden von Herbst bis Frühling zurückgeschnitten.

Weder das Anlegen, noch das Pflanzen oder die Pflege einer Streuobstwiese ist besonders schwierig. Wichtig ist es, in regelmäßigen Abständen das Wachstum der einzelnen Bäume, sowie der Fläche als Ganzes zu beobachten. Es genügen dann oft kleine Eingriffe, wie das Freistellen der Baumscheibe, eine rechtzeitig Beweidung oder der Rückschnitt einzelner Bäume um die Wiese vital zu halten. Stöbern Sie in unserem Sortiment und finden Sie Ihrem Wunschbaum, viel Spaß!