Kastanie - Plantage planen und anlegen


In Mitteleuropa gibt es bislang nur wenige Plantagen, die für die Esskastanien Produktion angelegt sind. Vor allem in Wäldern sind Kastanienbäume bislang etabliert. Auch in Zukunft werden reine Esskastanien Plantagen nur eine untergeordnete Rolle in Mitteleuropa spielen. Vor allem für Hanglagen und Standorte, die vom Klimawandel extrem getroffen werden, sind sie interessant. Das größte Einsatzgebiet wird der Streuobstbau sein. In Streuobstwiesen sorgen sie für eine wünschenswerte Vielfalt. Besonders interessant ist hier, dass sie sich tiefer verwurzeln als andere Obstbäume. Auf gemischten Streuobstwiesen kann somit ein besseres Wassermanagement betrieben werden. Basierend auf der jeweiligen Zielsetzung zur Pflanzung von Kastanienbäumen gibt es unterschiedliche Formen von Plantagen.


Plantage mit dem Ziel Esskastanien zu vermarkten

Bei reinen Esskastanien Plantagen ist es zunächst wichtig den richtigen Standort auszuwählen. Im Idealfall hat der Boden einen ph Wert zwischen 5,0 und 6,5. Leicht abfallende Wiesen sind zu bevorzugen, da diese für eine gute Drainage des Wassers sorgen. Hierdurch kann dem Problem von Staunässe und einem eventuellen Pilzbefall entgegengewirkt werden. In späteren Jahren sorgen Hanglagen zudem für eine bessere Belüftung. Hierdurch wird Frostschäden vorgebeugt. 

Bestäubung des Kastanienbaums

Im Gegensatz zu Obstbäumen wird der Kastanienbaum vom Wind bestäubt. Das bedeutet, dass gute Befruchter in den Wind sowie in Windrichtung gepflanzt werden sollten. Da Esskastanien selbststeril sind, ist es wichtig Bestäuber in der gesamten Plantage zu verteilen. Insgesamt ist es sinnvoll mindestens drei verschiedene Kastaniensorten zu pflanzen.


Pflanzen der Kastanienbaum Plantage

Nachdem Sie einen geeigneten Standort sowie Kastaniensorten gefunden haben, können Sie den Kastanienbaum pflanzen. Je näher Kastanienbäume zueinander gepflanzt werden, desto besser werden sie bestäubt. In den ersten Jahren erbringen sie deshalb höhere Erträge. Nach einigen Jahren führt mangelnder Platzbedarf allerdings zu Einschränkungen. Krankheiten können einfacher entstehen und sich verbreiten. Zusätzlich stehen die einzelnen Kastanienbäume zueinander in Konkurrenz, weshalb sie kleiner bleiben. Zwei Formen der Bewirtschaftung haben sich deshalb herausgebildet.

Kastanienbäume mit großem Abstand pflanzen

Insbesondere für Hanglagen, die mit Maschinen schwieriger zu befahren sind, ist es sinnvoll, Kastanienbäume mit großem Abstand zu pflanzen. Auf ebenen Flächen ist der Arbeitsfaktor entscheidend. Durch eine großzügigere Pflanzung wird die Kulturarbeit in den ersten ca. zehn Jahren vereinfacht. Hierbei empfehlen wir, je nach Sorte, zwischen 9 und 12m Abstand zwischen den Kastanienbäumen. Die Bäume können sich optimal entfalten und haben später den perfekten Abstand zueinander. An Hanglagen hat es sich zudem als sinnvoll erwiesen Bäume versetzt zueinander zu pflanzen. In einer Reihe haben die Bäume somit einen Abstand von bis zu 12m. Die nächste Reihe beginnt dann aber nach 7m. Zusätzlich wird der erste Baum versetzt in die Mitte der anderen gepflanzt.

Kastanienbäume mit Zwischenkultur pflanzen

Ziel ist es, hier möglichst früh viel zu ernten und die Plantage optimal zu nutzen. Der erhöhte Ertrag geht mit größerem Arbeitsaufwand einher. Der Pflanzabstand zwischen den einzelnen Kastanienbäumen beträgt 6m. Hierbei kann es Sinn ergeben, Kastaniensorten zu wechseln. Das bedeutet, dass man starkwachsende neben schwachwachsend Kastanienbäume pflanzt. Nach schätzungsweise zehn Jahren werden die schwachwachsenden Esskastanien entfernt. Da der Kastanienbaum bereits über 2m groß ist, kann sein Holz gut verkauft werden.



In beiden Fällen kann man den Platz zwischen den bestehenden Kastanienbäumen zum Nachpflanzen nutzen. Die Plantage kann somit langfristig ihre Produktivität erhalten.

Reihe 1

Reihe 2

Reihe 3

Reihe 4

Reihe 5

Reihe 6

Reihe 7

Befruchter 1

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 1

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 1

Befruchter 2

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 2

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 2

Befruchter 1

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 1

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 1

Befruchter 2

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 2

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 2

Befruchter 1

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 1

Esskastanie

Esskastanie

Befruchter 1


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Windrichtung

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Esskastanie für eine Streuobstwiese

Auf einer Streuobstwiese stehen neben dem Ertrag die Artenvielfalt und der Sortenschutz an oberster Stelle. Um eine ökologisch wertvolle Struktur zu schaffen, ist es deshalb wichtig Symbiosen zwischen den einzelnen Obstbäumen zu erzeugen. Ist dies der Fall steigert sich der Ertrag der Streuobstwiese ebenfalls.

Standort der Esskastanie auf der Streuobstwiese

In diesem konkreten Fall bedeutet das Folgendes. Pflanzen Sie die Esskastanie an den Rand der Streuobstwiese. Bäume am Rand der Streuobstwiese sind tendenziell mehr Wind und Stress ausgesetzt. Die Früchte der Esskastanie sind im Vergleich zu anderem Obst wesentlich toleranter was Wind betrifft. Durch seine Größe kann der Kastanienbaum zudem Windschutz bieten. Insbesondere empfindlichere Obstbäume wie der Kirschbaum sind hierfür dankbar. Die einzelnen Kastanienbäume sollten unbedingt nebeneinander gepflanzt werden. Im Idealfall werden mindestens vier verschiedene Sorten gepflanzt. Nach einigen Jahren sind die Esskastanien so tief verwurzelt, dass sie anderen Pflanzen Lebensraum geben. So können zum Beispiel Beerensträucher oder Naturhecken neben ihnen gepflanzt werden. Eine weitereMöglichkeit ist es, Kastanienbäume direkt auf eine Kuppe und/oder Windkante zu pflanzen. Durch ihre tiefen Wurzeln sichern sie den Boden vor Erosionen und helfen der Streuobstwiese.

Vorteile der Kastanie als Streuobstbaum

Insbesondere in Hinblick auf steigende Durchschnittstemperaturen sind Kastanien ein idealer Streuobstbaum. Durch ihre tiefen Wurzeln wird der Nährstoffaustausch mit tieferen Erdschichten angeregt. Zugleich steht sie nicht in Konkurrenz mit anderen Obstbäumen um die selben Wasservorräte. Wir freuen uns, die Kastanie wieder häufiger in unserer Kulturlandschaft zu sehen!